Wir bauen ein BildungszentrumHerbeigesehnt und geplant wurde es seit vielen Jahren, realisiert unter Einhaltung eines ehrgeizigen Zeitplans innerhalb eines Jahres: Das Bildungszentrum der Gärtnermeister beider Basel (GmbB) in Liestal. Innovativ ist nicht nur die Funktionalität sondern auch die Doppelnutzung der Parzelle mit dem Amt für Industrielle Betriebe (AIB). Ein Rückblick auf die Entstehungsgeschichte.
Dass die regionale Gärtnerbranche ein Bildungszentrum braucht, war schon lange unbestritten. Ohne eigenes Domizil mussten überbetriebliche Kurse (üK) und Weiterbildungen an über zehn verschiedenen Standorten durchgeführt werden. Für Material und Gerätschaften mussten permanent Lagerflächen gemietet und pro Jahr rund 40 Arbeitstage für Transporte aufgewendet werden. 2015 fand eine erste Lernortkooperationssitzung statt, an der mit Partnern das mögliche Vorgehen erörtert wurde. Verschiedene Standorte wurden evaluiert und schlussendlich war es der ehemalige GmbB-Präsident Thomas Schulte, der dank guter Kontakte zur basellandschaftlichen Regierung die Parzelle 91 in Liestal ins Spiel brachte. Der Kanton hatte auf dieser Parzelle ein Wasserrückhaltebecken erstellt, welches Kläranlagen bei Hochwasser der Ergolz entlasten sollte. Die Idee: Die Decke des unterirdischen Wasserrückhaltebeckens könnte als Fundament für das Bildungszentrum dienen. Es folgten technische Abklärungen und der Kanton zeigte sich dem Projekt gegenüber offen, sodass an der GV 2018 des GmbB ein Vorprojekt präsentiert werden konnte, welches auf Zustimmung stiess. Die Zusammenarbeit zwischen der Trägerschaft und dem AIB, welches das Wasserrückhaltebecken erstellte und betreibt, verlief von Anfang an problemlos. In seiner Sitzung vom 31. Januar 2019 stimmte der Landrat einstimmig einem einmaligen Kantonsbeitrag von CHF 1‘424‘000 für das Bildungszentrum zu. Im GmbB wurde ein Leitungsgremium eingesetzt, welches sich um die Vorarbeiten kümmerte: die Ausarbeitung des Bauprojekts, die Definition der künftigen Struktur, die Sicherstellung der Finanzierung und die Gespräche mit dem Kanton Basel-Landschaft über den Landkauf. Schnell war klar, dass eine Betreibergesellschaft in Form einer Aktiengesellschaft Trägerin des Bildungszentrums und der GmbB deren Hauptaktionär sein solle. Im August 2019 wurden der Emissionsprospekt und die Einladung zur Zeichnung von Aktien an die GmbB-Mitglieder und weitere Interessierte verschickt und anfangs 2020 war das Aktienkapital von CHF 1 Mio. vollständig libriert. An der Generalversammlung des GmbB vom 20. Februar 2020 und parallel dazu allen Aktionärinnen und Aktionären wurden das definitive Projekt, die vorgesehene Organisationsstruktur, das Baubudget, die Wahlvorschläge für Verwaltungsrat und Revisionsstelle sowie das Gründungsprozedere vorgestellt. Die Gründung der Bildungszentrum GmbB AG erfolgte am 23. März 2020. Thomas Jundt wurde zum Präsidenten, Andreas Oser zum Vizepräsidenten sowie Finanzfachmann Daniel Brodmann (Brodmann Mosimann & Partners AG), Thomas Schulte und Karl Thommen als Mitglieder des Verwaltungsrates gewählt. Der Verwaltungsrat nahm seine Arbeit umgehend auf und fällte innerhalb weniger Wochen eine ganze Reihe wegweisender Entscheide: Er setzte eine Baukommission ein, welche die Arbeit des bisherigen Leitungsgremiums weiterführte. Im April schloss er den Hypothekarvertrag mit der Raiffeisenbank Liestal-Oberbaselbiet ab, im Mai eine Vereinbarung mit dem GmbB über die Übernahme der Zuständigkeit für die Aus- und Weiterbildungsaktivitäten des Verbandes. Im Juni wurde Jeroen Leuze als fachlicher Leiter angestellt, es wurden Verträge mit den Baupartnerinnen und Baupartnern abgeschlossen und der Kaufvertrag für das Land vorbereitet. Am 25. August 2020 erfolgte die Grundsteinlegung. Der Zeitplan für den Bau war ehrgeizig: In den 16 Wochen ab Grundsteinlegung bis zu den Weihnachtsferien mussten Rohbau und Dach fertiggestellt werden, damit anfangs 2021 mit dem Innenausbau begonnen und das Bildungszentrum im Sommer in Betrieb genommen werden konnte. In der Halle mussten Fenster, Türen, Rolltore und die Elektrik installiert werden, komplexer war der Innenausbau im oberen Geschoss: Installationen für Wasser und Strom, Toiletten, Garderoben und Duschen wurden eingebaut, an Wänden und Böden wurde gegipst, gemalt und gefliest, eine Küche wurde eingebaut und die Beleuchtung sowie die ICT-Infrastruktur installiert. Als Trennwände zwischen den Schulungsräumen wurden mobile Wandelemente eingebaut, die es ermöglichen, die drei Räume zu einem grossen Raum mit gegen 200 m2 Fläche zu verbinden, der für Versammlungen und andere Anlässe genutzt werden kann. Auf dem Dach sorgt eine leistungsfähige PV-Anlage für eigenen Strom. Grossen Wert legten Baukommission und Verwaltungsrat auf die Funktionalität, die Materialauswahl und die Ästhetik – was man dem fertigen Gebäude ansieht. Es wurden wo immer möglich Materialien aus regionaler Produktion verwendet. So besteht die Holzfassade aus Schweizer Holz und das Mobilar ist grosstenteils aus Holz aus dem Schwarzwald gefertigt. Auf Kunst am Bau wurde weitgehend verzichtet, mit einer Ausnahme: an der Wand zu den Schulungsräumen wurde als farblicher Akzent eine individuell gestaltete Tapete mit lateinischen Pflanzennamen angebracht. Das mittlerweile bis auf einige Umgebungsarbeiten fertiggestellte Bildungszentrum umfasst eine Halle mit einer Fläche von über 800 m2 mit 12 Arbeitsplätzen für Gartenbauarbeiten, einen Hartplatz für Schulungen, eine Werkstatt und einen Raum für Maschinen und Geräte. Zudem gibt es eine Humushalle für Pflanzarbeiten, ein Betriebsstofflager sowie Aussenflächen, die für Schulungen genutzt werden können. Im oberen Geschoss sind Schulungsräume, Toiletten, Garderoben, eine Küche, ein Aufenthaltsraum sowie Büros, Lager und Archivräume untergebracht. Bei schönem Wetter lädt eine (noch zu möblierende) rund 275 m2 grosse Terrasse zum Verweilen ein. Der Bau wurde mit einer Baustellenkamera dokumentiert. In 2:08 Minuten kann das Entstehen des Bildungszentrum auf unserer Website nachverfolgt werden. Im Mai 2021 konnte die Halle wie geplant erstmals für Abschlussprüfungen genutzt werden. Neben der Einhaltung des Zeitplans hatte die Kostenkontrolle höchste Priorität. Das Baubudget war ehrgeizig und Reserven waren nur sehr beschränkt vorhanden. Drei Faktoren erwiesen sich rückblickend als entscheidend: Der Abschluss von Verträgen mit Fixpreisen, eine professionelle Projektleitung als Unterstützung für die Milizgremien sowie das Prinzip, fachliches Know-how und eine klare Vorstellung über die geplanten operativen Abläufe frühzeitig in die Planung einzubeziehen, sodass nur sehr wenige nachträgliche Änderungen nötig wurden. Als hilfreich erwies sich dabei die langjährige Erfahrung aller Mitglieder von Baukommission und Verwaltungsrat. Hie und da wurden intensiv verschiedene Optionen diskutiert, schlussendlich wurden getroffene Entscheide aber immer konsequent umgesetzt und mussten nie nachträglich korrigiert und nur selten nachjustiert werden. Die positive Kostensituation ermöglichte es sogar, nicht nur die ursprünglich für eine zweite Realisierungsphase in einigen Jahren vorgesehene Humushalle bereits in der ersten Bauphase zu realisieren, sondern auf der Westseite gegen die Ergolz und auf dem südlichen Vorplatz auch noch eine Verbundstein-Lösung statt des ursprünglich vorgesehenen Merkelbelags zu realisieren. Felix Werner © Bildungszentrum GmbB AG, März 2022 |
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