Peter Schlachter, Präsident JardinSuisse beider Basel (Foto: jsbb)
Peter Schlachter: «Die Freude blüht»
Mit grosser Mehrheit wurde Peter Schlachter an der a.o. Generalversammlung vom 10. November 2022 zum neuen Präsidenten von «JardinSuisse beider Basel» gewählt. Im Gespräch mit dem «Hämmerli» nimmt er Stellung zu Perspektiven und Herausforderungen für die Branche und zu den Zielen des neuen Vorstandes.
s‘ Hämmerli: Herzliche Gratulation zum tollen Wahlergebnis. Was hat Dich dazu bewogen, Dich für dieses Amt zur Verfügung zu stellen? Peter Schlachter: Danke für die Gratulation. Unsere Branche steht vor grossen Herausforderungen. Einige davon wurden an der a.o. Generalversammlung vor einem Jahr benannt. Der damals neu gewählte Vorstand hatte von Anfang an deutlich gemacht, dass er sich als Übergangsgremium sieht, weil unter anderem Doppelfunktionen in Vorstand und Verwaltungsrat des Bildungszentrums vermieden werden sollten. Es stellte sich also die Frage, wer die grosse Arbeit, die der Vorstand in den letzten zwölf Monaten geleistet hat, weiterführen würde. Ich möchte einen Beitrag dafür leisten, dass dieser «Drive» beibehalten wird. Im Moment laufen die Geschäfte der Mitglieder gut, aber es gibt gleich mehrere Bereiche, in denen wir als Branche dringend aktiv werden und dafür sorgen müssen, dass das so bleibt. Zum Beispiel? Klimatische Veränderungen und eine verstärkte öffentliche Sensibilisierung für Themen wie Nachhaltigkeit und Biodiversität zum Beispiel. Die Branche muss bei diesen Themen eine massgebliche Rolle spielen, wenn sie die Zukunft mitgestalten will – und diesen Anspruch sollten wir unbedingt haben. Eine weitere Baustelle ist die Sozialpartnerschaft. Unser Gesamtarbeitsvertrag ist derzeit nicht mehr allgemeinverbindlich. Er gilt also nur noch für die Mitglieder des Verbandes. Das ist keine Dauerlösung, weil nicht alle Betriebe mit gleich langen Spiessen kämpfen und weil sich Nichtmitglieder auch nicht mehr an Weiterbildungskosten der Branche beteiligen. Diese Kosten bleiben ausschliesslich an den Mitgliedsfirmen hängen. Unser Verband hat sich der Sozialpartnerschaft stets verpflichtet gefühlt. Darum wird der neue Vorstand mit hoher Priorität nach einer mehrheitsfähigen Lösung suchen. Ein weiteres Thema ist die Ausbildung. Der sich abzeichnende Fachkräftemangel ist auch für unsere Branche eine Herausforderung. Schon heute gibt es relativ viele offene Stellen, die teilweise nur mit Mühe mit qualifizierten Mitarbeitenden besetzt werden können und der Wettbewerb um gute Berufseinsteigerinnen und -einsteiger wird noch grösser werden. Darum ist es wichtig, attraktive Ausbildungen anzubieten und offensiv dafür zu werben. Die Kampagne «Gärtner/in: Dein Beruf», die vom Bildungszentrum entwickelt und von JardinSuisse positiv zur Kenntnis genommen wurde, ist dafür eine gute Grundlage. Zudem verfügt das Bildungszentrum über eine hervorragende Infrastruktur, die wir dafür nutzen können. Wie will sich JardinSuisse beider Basel punkto Nachhaltigkeit positionieren? Das Bewusstsein und die Sensibilität für die Thematik und entsprechende Bedürfnisse eines grossen Teils der Bevölkerung sind offensichtlich. Fachbetriebe sollten diese Entwicklung nicht notgedrungen mitmachen, sondern aktiv mitgestalten. Der Verwaltungsrat hat als strategisches Ziel definiert, dass das Bildungszentrum zu einer «Zukunftsakademie» der Branche werden soll. Das ist ein wichtiges Signal in die richtige Richtung. Der Vorstand hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Neben inhaltlichen Schwerpunkten wurde der Name geändert und die Geschäftsstelle zügelt ins Bildungszentrum. Tempo hat bereits der bisherige Vorstand aufgesetzt. Tatsächlich läuft sehr viel und die Ziele sind ehrgeizig. Das wird auch so bleiben. Wir wollen im Interesse unserer Mitglieder etwas bewegen und uns nicht vorwiegend mit uns selber beschäftigen. Die Daseinsberechtigung eines Verbandes darin, dass er aktiv ist und seinen Mitgliedern einen Nutzen bringt. Name und Logo des GmbB und auch die Homepage waren langsam in die Jahre gekommen. Die Anpassung wurde jetzt in die Wege geleitet, weil der Dachverband JardinSuisse sein CI ohnehin überarbeitet hat. Regionale Anpassungen sind auch künftig möglich. Nach dem positiven Entscheid der Mitglieder werden wir ein Umsetzungskonzept erarbeiten und den Mitgliedern vorstellen. Die Vorteile eines einheitlichen Branchenauftritts liegen auf der Hand: künftig können Messestände, Broschüren und Dokumente von JardinSuisse übernommen werden. Der neue Name ist geschlechtsneutral und trägt dem Umstand Rechnung, dass längstens nicht mehr alle Aktivmitglieder Gärtnermeister sind. Ein einheitlicher Auftritt wird sich auf die gesamte Branche positiv auswirken. Das Bildungszentrum wird zudem künftig keine Probleme mehr mit der Anerkennung von Kursen haben, wenn die unterschiedlichen Bezeichnungen wegfallen. Kein Wehmut, den bisherigen Namen abzulegen? In seiner mittlerweile 132-jährigen Geschichte hat unser Verband als ältester der gesamten Branche seinen Namen mehrfach geändert. Gegründet wurde er 1890 als Verein Basler Handelsgärtner. Später hiess er Basler Gartenbaugesellschaft, Handelsgärtnerverband und Gärtnermeister-Verband bei der Basel. Die Tradition wird durch den Namenswechsel nicht tangiert. Der Wechsel der Geschäftsstelle ins Bildungszentrum ist eine weitere Herausforderung. Der Wechsel ist der Vollzug des seit langem bestehenden Ziels unserer Mitglieder, alle Aktivitäten unseres Verbandes unter einem Dach zu vereinen. So können Synergien genutzt und Ressourcen eingespart werden. Doppelspurigkeiten werden vermieden und der externe Abfluss von Mitteln des Verbandes wird reduziert. Hinzu kommt, dass die Kosten für das Führen der Geschäftsstelle durch das Bildungszentrum günstiger sind als bisher. Für den neuen Vorstand ist es optimal, dass er mit der neuen Geschäftsstelle starten kann und ein Wechsel auf Jahresende ist sinnvoll, weil dadurch kein zusätzlicher Koordinationsaufwand entsteht. Ein Wermutstropfen ist, dass die langjährige Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverband Basel-Stadt endet. Wir bleiben jedoch weiter Mitglied mit allen Rechten und Pflichten. An dieser Stelle ein grosser Dank an René Saner, Sabine Spahr und Désirée Forny für ihre Arbeit. Der Vorstand ist deutlich kleiner als früher. Ist das angesichts der Herausforderungen nicht zu wenig? Wir werden der Generalversammlung 2023 zusätzliche Vorstandsmitglieder zur Wahl vorschlagen. Hinzu kommt, dass der Vorstand nicht allein für all die Aufgaben zuständig ist. Es gibt einen sehr gut funktionierenden Verwaltungsrat, der sich um die strategischen Angelegenheiten des Bildungszentrums kümmert, es wurde die Regionale Kurskommission üK ins Leben gerufen, es gibt die PRK und auf operativer Ebene das Team des Bildungszentrums, welches sehr gute Arbeit leistet und künftig auch die Geschäftsstelle betreuen wird. Das Erfolgsrezept liegt in einer klaren Aufgabenteilung und einer guten Zusammenarbeit zwischen diesen Gremien und Personen. Damit sind wir sehr leistungsfähig. Nach dem Willen der Mitglieder von JardinSuisse beider Basel soll dem Verwaltungsrat des Bildungszentrums künftig nur noch ein Vorstandsmitglied angehören. Wir halten es wie gesagt für richtig, die Arbeit auf verschiedene Gremien zu verteilen. Erzwungene Doppelmandate sind eher hinderlich und es ist nicht sinnvoll, bei jedem Wechsel in einem Gremium auch ein anderes ohne Not auseinanderzureissen. Darum hätte sich der Vorstand sogar eine Lösung vorstellen können, bei der dieser Passus ganz gestrichen worden wäre. Wichtig ist, dass die Mitglieder des Verbandes im Verwaltungsrat vertreten sind, denn die Mehrheit am Bildungszentrum gehört ihnen und nicht dem Vorstand. Die Kommunikation zwischen Vorstand und Verwaltungsrat ist durch einen periodischen Austausch zwischen den beiden Gremien sichergestellt. Was wünschst Du Dir für die Branche? An der Basler Berufs- und Weiterbildungsmesse habe ich eine Riesenfreude gehabt, wie toll die Lernenden Luzius, Marc, Raphael und Ruben unsere Branche vertreten und interessierten Schülerinnen und Schülern unsere Branche schmackhaft gemacht haben. Und auch an den Regionalen Berufsmeisterschaften haben angehende Berufsleute beste Werbung für unsere Branche gemacht. Ich werde mich dafür einsetzen, dass dieses Engagement, die konstruktive Atmosphäre der letzten Monate und die gute Zusammenarbeit des Vorstandes mit den anderen Gremien anhält, dass sich die Branche nicht im Klein-Klein von Formalien verliert sondern sich auf die anstehenden Herausforderungen fokussiert. Mitglieder unseres Verbandes haben, wie in der Jubiläumsschrift zum 125-jährigen Jubiläum nachzulesen ist, immer wieder Grosses auf die Beine gestellt: Namhafte Beiträge zum Bau der Markthalle und der Grün80 zum Beispiel, die Realisierung des «Split Rocker» von Jeff Koons in der Fondation Beyeler, den Wald auf dem Barfüsserplatz zum 75-jährigen Verbandsjubiläum, Blumenaktionen an FCB-Matches oder der geraniengeschmückte Steinenberg zum Beispiel. Von uns stammt das PflanzenApp und der Claim «Hier wächst Zukunft», der heute in der ganzen Schweiz verwendet wird und wir haben ein tolles neues Bildungszentrum, welches trotz aller Krisen fristgerecht und günstiger als budgetiert fertiggestellt worden ist. An Versammlungen soll stolz auf Erreichtes zurückgeblickt werden, es sollen Ideen diskutiert und Ausblicke gewagt werden. «Was kann ich zu einer positiven Entwicklung beitragen?» sollte häufiger das Thema sein als Kritik daran, was andere für den Verband und die Branche leisten. Aber auch die Gremien sind gefordert, engen Kontakt zu den Mitgliedern zu halten. Der Vorstand wird das zusammen mit dem Verwaltungsrat künftig unter anderem in Form von Mitgliedergesprächen tun. Zudem erachte ich es als dringend nötig, dass der Verband wieder zu einer Kultur zurückfindet, wie sie im Leitbild unseres Verbandes festgehalten ist: Dass man sich in Kameradschaft und mit Respekt begegnet und ein Netzwerk für konstruktiven Austausch und optimierte Wertschöpfung für alle Mitglieder bildet. «Die Freude blüht» soll das Motto in Anlehnung an bundesrätliche Begeisterung sein. Freuen wir uns über das Erreichte und machen wir uns gemeinsam daran, die künftigen Herausforderungen zu meistern. Danke für das Gespräch und viel Erfolg für Deine Präsidentschaft. © Bildungszentrum JardinSuisse beider Basel AG, Januar 2023 |