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Was tun bei Problemen?Am 14. Juni 2022 fand der erste Berufsbildungstag statt. Berufsbildner/innen und interessierte Gäste wurden über Neuerungen im BBZ BL, im Bildungszentrum und beim QV informiert. Nach einem Impulsreferat von Psychologin Barbara Schmocker (WorkMed) über die neue über die Studie «Umgang mit psychisch belasteten Lernenden» wurde intensiv über das Schwerpunktthema «Schwierige Lehrverhältnisse» diskutiert.
Um mit Lehrbetrieben und Ausbildungsverantwortlichen sowie weiteren interessierten Fachpersonen aktuelle Fragen zu diskutieren und sie über Neuerungen zu informieren, führt das Bildungszentrum GmbB künftig jährlich einen Berufsbildungstag durch. Zur ersten Ausgabe konnte Felix Werner, Leiter des Bildungszentrums, 28 Berufsbildner/innen und Gäste willkommen heissen. Rolf Zumbrunn (Abteilungsleiter Grüne Berufe am Berufsbildungszentrum Baselland, BBZ BL) informierte unter anderem über die eindrücklichen Pläne für ein neues Schulgebäude in Muttenz, in welchem den spezifischen Bedürfnissen der Gärtnerinnen und Gärtnern besondere Beachtung geschenkt werden wird, unter anderem mit einem Dachgarten und Gewächshäusern. Im Anschluss stellte Felix Werner die Neuerungen aus dem Bildungszentrum im Hinblick auf die neuen Lehrverhältnisse und das Schuljahr 2022/23 vor. Zum Schwerpunktthema «Schwierige Lehrverhältnisse» informierte Barbara Schmocker (WorkMed), Psychologin und Hauptautorin einer neuen Studie, die den Umgang mit psychisch belasteten Lernenden erstmals systematisch wissenschaftlich untersuchte. Befragt wurden zwischen März und Mai 2021 Berufsbildnerinnen und Berufsbildner in der Deutschschweiz. Mehr als 6‘300 haben an der Umfrage teilgenommen, 2‘909 davon alle Fragen vollständig beantwortet. Die Ausbildungsfachleute waren im Durchschnitt 43 Jahre alt, verfügten in dieser Funktion über durchschnittlich 12 Jahre Berufserfahrung und haben im Schnitt bisher 21 Lernende begleitet. Insgesamt wurden 40,6 % der Lehrverläufe als unproblematisch eingeschätzt, 33 % als problematisch mit einer positiven Lösung und 26,4 % als problematisch ungelöst. Von den problematisch ungelösten Fällen haben 35 % ihre Lehre abgebrochen, bei weiteren 12,7 % steht dieser Entscheid noch an. Bei den problematisch gelösten und den unproblematischen liegen diese Quoten signifikant tiefer. 45,5 % der Lernenden mit problematischen Lehrverläufen sind wegen psychischer Probleme in Behandlung, wobei sich ein deutlicher Geschlechterunterschied zeigt. Bei weiblichen Lernenden liegt der Anteil bei 60 %, bei männlichen nur bei 40 %. Die Studie gewichtet zudem den Einfluss von 34 Funktionseinschränkungen auf Lehrabbrüche: Regeln nicht einhalten, fehlende Integration ins Team, unkonstante Leistungen und mangelnde Konzentration sind die häufigsten Gründe. Auch hier zeigen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Lediglich bei vier Gründen sind Frauen stärker betroffen und auch beim Umgang mit Schwierigkeiten schneiden weibliche Lernende besser ab. Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis der Studie: Lernende mit problematisch ungelösten Lehrverläufen erhalten nur in 27,3 % der Fälle Unterstützung von ihrem Elternhaus. Als beste Schutzfaktoren gegenüber schwierigen Lehrverhältnissen gelten ein guter Freundeskreis und das aktive Verbringen der Freizeit, wogegen Suchtprobleme und psychosoziale Belastungen das Risiko signifikant erhöhen. Nach der Pause diskutierten Rolf Zumbrunn, Thomas Ziegler (Berufsbildungsamt Basel-Landschaft) und Barbara Schmocker mit Felix Werner und dem Publikum die Frage, wer was dafür tun kann, damit Lernende mit psychischen Belastungen oder Auffälligkeiten ihre Lehre trotzdem erfolgreich abschliessen können. Das Ergebnis zusammengefasst: 1. Berufsbildner/innen und alle anderen Invol- vierten müssen aufmerksam sein, damit problematische Situationen möglichst früh erkannt werden. Die Schwierigkeit liegt darin, dass psychische Belastungen nicht so offen- sichtlich sind wie körperliche Einschränkungen. 2. Bei Anzeichen von Schwierigkeiten sollte rasch gehandelt werden. 3. Gegenseitige Information aller Involvierter ist wichtig, insbesondere auch mit Vertrauens- personen und medizinischen Fachleuten. 4. Bei Schwierigkeiten sollen kurzfristige Ziele vereinbart und auf deren Einhaltung bestan- den werden. Luca Bossard zog das Tagungsfazit: Der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt ist anspruchsvoll, weil junge Erwachsene plötzlich mit neuen Gegebenheiten konfrontiert sind. Zudem fällt die Berufslehre meistens in eine Zeit grosser persönlicher Entwicklungsschritte, zum Beispiel der Loslösung vom Elternhaus, der Suche nach der eigenen Identität und dem Platz in der Gesellschaft und den ersten Partnerschaften. Für Lernende sind das grosse Herausforderungen, die Probleme bereiten. Die Studie macht deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. Aufmerksam sein, rasch handeln, kurzfristige Ziele, vereinbaren und auf deren Einhaltung bestehen sind gute Rezepte. Zudem ist deutlich geworden, wie wichtig die Zusammenarbeit aller Involvierter ist, namentlich auch mit Fachpersonen wie Ärztinnen und Psychologen. Das Arztgeheimnis darf Grund sein, auf Dialog zu verzichten. Berufsbildner/innen sind nicht an medizinischen Details interessiert sondern daran, wie sie sich verhalten sollen, um Lernende in schwierigen Situationen zu unterstützen. Luca Bossard zeigte sich von der engagierten Diskussion beeindruckt und dankte allen Anwesenden für ihr Engagement. Beschlossen wurde der Berufsbildungstag 2022 mit einem Apéro auf der neu gestalteten Terrasse des Bildungszentrums. © Bildungszentrum GmbB AG, Juli 2022 |
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